Cornelius Hartz, Doktor der Klassischen Philologie, veröffentlichte 2008 mit “Excrucior” seinen ersten Roman. Bisher folgten dem ersten Roman vier weitere Romane, sowie 12 Sachbücher. Wenn der Autor und freie Übersetzer nicht an seinen Werken arbeitet, unterstützt er Schriftstellertalente im Literaturlabor Wolfenbüttel.
Ein Kurzportrait – intuitive Antworten
Lieber…
….eBook oder gebundenes Buch?
Das gebundene Buch, klarer Fall. In gewisser Weise ist das eBook eine feine Sache, zum Beispiel muss für seine Produktion kein Baum gefällt werden, und die Verlage haben eine höhere Gewinnspanne. Aber einen eBook-Reader würde ich mir nicht mal für den Urlaub anschaffen, das ist mir viel zu un-sinnlich.
…Hund oder Katze?
Pferd.
…Tee oder Kaffee?
Kaffee, ohne geht gar nicht, vor allem morgens.
…roter oder grüner Wackelpudding?
Grün. Was sonst bekommt man mit Waldmeistergeschmack?
Das Schreiben begann für mich…
mit Anfang dreißig, als ich meine Doktorarbeit schrieb. Da wurde mir das erste Mal bewusst: Ich schreibe einfach gerne, und zwar nicht unbedingt wissenschaftlich, sondern ich formuliere gerne und möchte meine Leser für das, was ich schreibe, begeistern. Damals begann ich mit meinem ersten Roman. Mir etwas auszudenken, das dadurch, dass ich es zu Papier bringe, auf einmal „existiert“, war eine umwerfende Erfahrung.
Ein Buch muss…
einen dahin mitnehmen, wohin man sonst nicht käme, auch in emotionaler Hinsicht. Und es muss einen dazu bringen, dass man diese Reise gerne auf sich nimmt. Das beinhaltet für mich auch den Stil.
Ein Kindheitstraum von mir war….
Busfahrer zu werden. Oder hinten auf dem Müllwagen mitfahren zu dürfen. Auf jeden Fall etwas mit großen Autos. Richtig großen.
Völlig unterschätzt wird….
die Arbeit, die auf einen wartet, wenn man ein Manuskript endlich „fertig“ hat. Denn fertig ist es nach der ersten Fassung nie. Und damit muss man als Autor umzugehen lernen, denn alle Autoren sind von Grund auf eitel.
Wenn ich Musik höre, dann…
vor allem Musik, die für mich auf irgendeine Weise Emotionen transportiert. Das reicht von Morrissey bis Mozart. Übrigens ist es einer der größten Vorteile des Daseins als Freiberufler, dass man bei der Arbeit Musik hören kann, und zwar die, die man möchte.
Ich habe eine seltsame Angewohnheit, nämlich…
zwischen fünf und halb sechs morgens aufzustehen. In den Jahren, als ich angestellt war, wäre mir das nie in den Sinn gekommen. Aber heute brauche ich nicht mal mehr einen Wecker dazu. Wahrscheinlich, weil ich mich tatsächlich jeden Tag auf die Arbeit freue, das war früher ganz anders.
Das Interview
Du wurdest in klassischer Philologie promoviert, ist das der Bereich, in dem Du dann auch als Unidozent gelehrt hast?
Ja, z. B. Lateinkurse für Leute, die das Latinum nachmachen mussten. Ein ganz undankbarer Job, aber immerhin habe ich dabei meine Frau kennengelernt.
Heute bist Du hauptberuflich Schriftsteller und freier Übersetzer, nebenbei betreust Du das Literaturlabor Wolfenbüttel, das junge Schriftsteller fördert. Was begeistert Dich für das Projekt des Literaturlabors?
Die Arbeit mit jungen Schreibtalenten ist einfach wunderbar. Mir war früher nie klar, wie viele talentierte junge Menschen es gibt, es ist nicht einmal einfach, sich jedes Jahr bei der Jury-Auswahl auf zwölf zu beschränken. Manchmal ärgere ich mich dabei, dass ich mir nicht selbst schon mit 16 oder 18 Jahren zugetraut habe, zu schreiben.
Welches Buch liest Du gerade bzw. hast Du zuletzt beendet?
Ich lese gerade den neuen Roman von Jonathan Franzen und die Novelle „Gotthard“ von Zora del Buono. Danach kommt (endlich) „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ von Clemens J. Setz an die Reihe. Als Letztes habe ich „Dahlenberger“ von Florian Wacker gelesen – ein ganz großartiger Roman, der gerade mit dem Oldenburger Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde (dabei ist es m. E. gar kein Jugendbuch).–
Wenn Du nicht gerade schreibst, übersetzt und das Literaturlabor betreust, wie verbringst Du Deine Zeit?
Mit Reiten, ich habe ein eigenes Pferd, und das ist ein ganz schön arbeitsintensives Unterfangen. Aber schööön.
Dein/e Lieblingsautor/in ist…?
Michel Houellebecq. Selten hat mich ein Buch so bewegt und mitgenommen wie damals „Elementarteilchen“. Selbst in der Übersetzung ist sein Stil beeindruckend; ich wünschte, ich könnte so gut Französisch, dass ich ihn im Original lesen könnte. Auch „Plattform“ und sein letzter Roman, „Unterwerfung“, sind für mich nichts weniger als Meisterwerke.
Wenn Du eine Schreibblockade hast, gibt es dann etwas bestimmtes, das die Blockade löst?
Ich glaube, Schreibblockaden sind ein Mythos. Um den amerikanischen Autor Larry Kahaner zu zitieren: „Haben Ärzte etwa eine ‚Behandlungsblockade‘? Haben Klempner eine ‚Klempnerblockade‘? Nein. Wir alle haben mal Tage, an denen wir keine Lust haben zu arbeiten. Nur die Schriftsteller meinen wieder, dass sie etwas Besonderes sind, und geben dem Ganzen so einen romantisch klingenden Namen.“ Da ist was Wahres dran.
Hand aufs Herz, liegen bei Dir ungelesene Bücher rum?
Immer! Denn so richtig zum Lesen komme ich nur im Urlaub, da brauche ich dann aber auch alle zwei Tage ein neues Buch. Auf dem Stapel im Moment: „Träumen“ von Karl Ove Knausgård, „KL“ von John von Düffel, „89/90“ von Peter Richter, „Kress“ von Aljoscha Brell, „Altes Land“ von Dörte Hansen, „Tupolew 134“ von Antje Rávic Strubel – und ein Sachbuch: „Der totale Rausch. Drogen im Dritten“ von Norman Ohler. Aber der nächste Urlaub kommt zum Glück schon Ende Januar.
Neben Deinen Büchern, welches Buch sollte Deiner Meinung nach jeder einmal gelesen haben? 😉
„Last Exit Volksdorf“ von Tina Uebel, ein schonungsloses Psychogramm unserer Gesellschaft und meiner Meinung nach der wichtigste deutsche Roman der letzten zwanzig Jahre.
Welche bereits existierende Romanfigur hättest Du gerne aus Deiner Feder erschaffen? Und warum?
Harry Potter. Nicht nur, weil ich dann (eventuell) reich und weltberühmt wäre – für mich sind die HP-Romane auch literarisch eine ganz große Leistung.
Vielen Dank für den Einblick. 🙂 Natürlich wollen wir auch noch etwas mehr über Deine Bücher wissen.
Wie lange hat es von der Idee für dein Debüt „Excrucior“, das 2008 erschien, bis zur Veröffentlichung gedauert?
Fürs Schreiben habe ich etwas mehr als zwei Jahre gebraucht, plus Überarbeitungen, Lektorat etc. Die Idee hatte ich sicherlich schon um einiges früher. Ich habe sogar noch meine ersten Skizzen in einem alten Notizbuch, aber datiert sind sie leider nicht …
Welcher Deiner Charakter war die größte Herausforderung für Dich und warum?
Das war tatsächlich die Protagonistin in meinem neuen Roman „Mädchenröte“. Alleine deshalb, weil ich mich noch nie derart in eine Frau hineindenken musste, meine bisherigen Protagonisten waren allesamt Männer. Mitunter habe ich ziemlich damit gehadert, aber das Ergebnis und das gute Feedback nach Erscheinen des Buches haben mich dann doch beruhigt. Und ich bin froh, dass ich nach der ersten Fassung meine Lektorin und nicht zuletzt meine Frau hatte, die mir ein paar Anregungen für Anke Langenbrücks Privatleben gegeben haben.
Neben spannenden Romanen schreibst Du auch Sachbücher, die sich vor allem mit verschiedenen Aspekten der Antike beschäftigen. Woher kommt deine Leidenschaft und Faszination für diese Zeit?
Die stammt noch aus der Schulzeit, vom Lateinunterricht. Das Fach Geschichte fand ich in der Schule seltsamerweise immer furchtbar – in Latein gab es einfach die spannenderen Geschichten. Und später im Studium wurde mir irgendwann klar, wie wichtig es für uns als Europäer ist, uns mit unserer kulturellen Herkunft und Identität zu beschäftigen. Das ist heute wichtiger denn je, auch im Hinblick darauf, wo sich die Römer und zuvor die Griechen und die Hebräer in kultureller und religiöser Hinsicht bedient haben.
Und jetzt geht es noch kurz in Richtung Zukunft. Hast Du schon ein neues Buchprojekt, das Deine Leser in nächster Zeit erwartet?
Tatsächlich erstmal wieder ein Sachbuch: Im Frühjahr erscheint von mir „Alles Mythos! 20 populäre Irrtümer über die alten Römer“ im Theiss Verlag. Und ich schreibe gerade an einem neuen Krimi und einem anderen Roman.
Gibt es noch irgendwas, das Du Deinen Lesern noch mitteilen möchtest?
Ich werde immer wieder gefragt, per Mail und auch bei Lesungen, ob Kommissar Brook zurückkehrt, über den ich bereits zwei Krimis geschrieben habe. Ich kann leider nur sagen: Ich hoffe sehr, und ich arbeite daran!
Vielen, vielen Dank an dieser Stelle für das tolle Interview mit Dir!
Und für Dich, lieber Leser, gibt alles rund um und von Cornelius Hartz auf cornelius-hartz.de.
Aus der Feder von Cornelius Hartz
Bellestrik
Sachbücher
Stand: 20.11.2015
Veranstaltungshinweise
14.12.2015, 19.30h : Krimilesung “Mädchenröte”, Weinhandlung “Hammer Weine”, Hamburg
14.04.2015, 19.30h: Krimilesung “Mädchenröte”, Bücher & Co. im Forum Winterhude, Hamburg
03.06.2015, 19.30h: Krimilesung im Speicherstadtmuseum zusammen mit Ellen Puffpaff (“Fatale Folgen”)
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