Interview mit Jessica Arndt vom 20. Juni 2023
Divoisia war 2020 das Projekt von sieben kreativen Köpfen, die seit 2011 an der Welt Divoisia arbeiteten. »Weltenbruch – Das Mal der Sonne« ist die Anthologie, in der Leser*innen in 18 unabhängigen Kurzgeschichten in die Welt von Divoisia eintauchen können – begleitet von zusätzlichen Inhalten über eine eigens programmierte App!
Mehr über das Projekt Divoisia gibt es in einem Interview von 2020 mit Oliver Alraun.
Nach über zehn Jahren Weltenbau erscheint am 27. Juni 2023 der erste Roman aus Divoisia – im mittlerweile gegründeten Divoisia Verlag: »Aralona – Das Vermächtnis« von Jessica Arndt.

»Aralona – Das Vermächtnis« von Jessica Arnd
Was würdest du tun, wenn der größte Held deines Volkes in dir weiterleben soll?
Dem Glauben der Zentauren nach, werden ihre Seelen nach dem Tod wiedergeboren. Doch die junge Zentaurin Aralona wehrt sich gegen das Vermächtnis des großen Helden Aralon, das ihr nachgesagt wird. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als ihre eigenen Abenteuer zu erleben und dabei herauszufinden, wer sie wirklich ist. Als Nomaden von einem Tierschwinden berichten, das das Überleben in der Wüste und Steppe bedroht, bekommt sie ihre Chance, sich zu beweisen.
2020 habe ich meine Fragen zu dem Projekt Divoisia an Oliver Alraun gerichtet, anlässlich der Veröffentlichung des ersten Romans aus der Welt Divoisia richten sich die Fragen dieses Mal an Debütautorin Jessica Arndt.

Jessica Arndt fand ihren Weg in die Welt der Fantasy durch die Welten der Tintensaga, Eragon und Harry Potter. Diese Werke inspirierten sie schon in jungen Jahren dazu, selbst tätig zu werden und ihren Traum weiter zu verfolgen. Als Teil von Divoisia wirkt sie bei der Entstehung einer neuen Fantasywelt und deren Geschichten mit.
Quelle: divoisia.de
Jessica, »Aralona – Das Vermächtnis« ist der erste Roman aus Divoisia. Wie und warum habt ihr in der Gruppe entschieden, dass deine Geschichte um Zentaurin Aralona und Kobold Kriktex als erste erscheint?
Aktuell schreiben und planen einige von uns ihre eigenen Romane und Geschichten. An Aralona arbeite ich nun schon seit Anfang 2021. Gestartet hat das ganze eigentlich als Kurzgeschichte, dabei konnte ich die Charaktere und ihre Eigenheiten ausprobieren und entdecken. Als ich dann gemerkt habe, dass es zu der Geschichte noch so viel mehr zu erzählen gibt, habe ich das ganze der Gruppe vorgestellt, so wie ein Pitch, und alle meinten, ich solle daran weiterarbeiten. Als die Rohfassung dann fertig war, und vom Team gegengelesen wurde, haben wir uns an die Arbeit gemacht, den Roman zu veröffentlichen.
Bei all den Fabelwesen, die es so gibt: Warum hast du dich für eine Zentaurin als Protagonistin entschieden?
Ich habe schon sehr lange eine große Verbindung zum Volk der Zentauren und den Kobolden in Divoisia. Eine der ersten Erinnerungen daran ist eine Autofahrt zum Strand, während einer unserer halbjährlichen Treffen. Wir haben im „Mädelsauto“ an dem Volk der Zentauren geplant und ihre Kultur entwickelt. Irgendwann zu der Zeit muss auch die Idee der vier verschiedenen Zentaurenarten entstanden sein: Zentauren im Wald haben einen rehartigen Unterkörper, in der Steppe haben sie einen antilopenartigen Unterkörper, in der Wüste ist er kamelartig und im Schnee haben wir Eisbären.
Ich wollte keinen normalen, menschlichen Helden, das fühlte sich für mich nicht richtig an. Es gibt schon viele Geschichten darüber, weshalb ich mich in unserer besonderen Welt von Divoisia austoben wollte. Wir haben so viel Arbeit in die Entwicklung der Orte und Kulturen der Völker gesteckt, dass ich dem gerecht werden wollte.
Eine Geschichte über eine Zentaurin und somit einem nicht-menschlichen Protagonisten sieht man nicht so häufig und das war das reizvolle für mich. Auch wenn dies einige Herausforderungen mit sich brachte: Zentauren können nicht in Fußstapfen treten, da müssen es schon Hufstapfen sein.
Was zeichnet Aralona, Kriktex und ihre Verbindung aus?
Aralona und Kriktex benötigen sich gegenseitig, ohne dass sie es eigentlich zugeben wollen. Kriktex ist der für Kobolde typische Scherzbold mit leicht zynischen Zügen. Er mag es, Aralona zu verunsichern und ihre Handlungen zu kritisieren, nur um nicht zuzugeben, dass er sich zum Beispiel fürchtet. Da die junge Zentaurin ihm aber sein Leben gerettet hat, steht er in ihrer Schuld und begleitet sie deshalb, um auf sie weiter aufzupassen. Und irgendwie mag er sie auch. Aber psst – das würde er niemals zugeben.
Aralona benötigt aber wiederum die kleinen Sticheleien von Kriktex. Sie ist jung und in vielerlei Hinsicht noch sehr naiv, aber ihr Dickkopf sorgt für ihre Motivation, allen zu zeigen, was in ihr steckt. Und Kriktex bedient durch sein Verhalten genau diese Motivation, damit sie ihren Dickkopf durchsetzen kann.
Mit welchen (maximal) fünf Wörtern würdest du dein Debüt »Aralona – Das Vermächtnis« Leser*innen beschreiben?
Gemütliche und
lustig-lockere
Fantasy-Abenteuergeschichte
zum Zurücklehnen.
Gibt es in »Aralona – Das Vermächtnis« Verknüpfungen, Eastereggs oder Anspielungen auf Geschichten aus der Anthologie »Weltenbruch – Das Mal der Sonne« für Leser*innen zu entdecken? Oder andersherum? Gibt es eine Kurzgeschichte, die du Leser*innen ganz besonders empfehlen würdest, um diese Verbindung zu entdecken?
Jemand, der sich bisher viel mit den Werken aus Divoisia beschäftigt hat, wird an vielen Ecken Dinge entdecken können, die man vielleicht schon einmal gelesen hat. Es gibt zum Beispiel einen kleinen Seitenhieb auf einen Zentauren-Heldencharakter aus Olivers Geschichten – Kylatos. Und der sehr geliebte Traubensaft der Zentauren findet auch seinen Platz. (Wer hierüber mehr erfahren möchte, sollte sich das Hörbuch zur Kurzgeschichte „Traubensaft“ auf unserem Youtube-Kanal anhören. Es kam damals am 1. April raus 😉 Seitdem taucht der Traubensaft immer wieder in der Kultur der Zentauren auf.)
Aber auch die Kurzgeschichte, die den Start für den Roman darstellt, wurde in der Geschichtensammlung „Der Geschichtenerzähler – Wandel“ veröffentlicht. Zusätzlich gibt es dort auch noch eine Hintergrundgeschichte über Kriktex.
Das ist das Besondere an unseren Büchern. Alle spielen in derselben Welt und können sich gegenseitig beeinflussen. Ich liebe es, in meinen Geschichten solche Easter Eggs einbauen zu können.
Für die Welt Divosia gibt es ja eine App (Apple App Store | Google Play Store), in der Leser*innen zusätzliche Inhalte rund um die Welt entdecken können. Gibt es für »Aralona – Das Vermächtnis« in der App auch ergänzende Inhalte? Was können Leser*innen zu deinem Buch zum Beispiel entdecken?
Wir versuchen in jeder unserer kommenden Veröffentlichungen dieses Feature mit einzubauen, daher gibt es auch in meinem Roman nahezu in jedem Kapitel ein oder zwei kleine Extras. Diese können ganz unterschiedlich sein: Eine Karte über das Gebiet, in dem der Roman spielt, Hintergrundinfos zum Glauben oder der Magie oder Bilder zu Charakteren und Tieren.
»Aralona – Das Vermächtnis« wurde über Crowdfunding realisiert. Wie hast du die Zeit erlebt, als das Crowdfunding lief?
Die Zeit während des Crowdfundings war zugleich aufregend und angsteinflößend. Es war aufregend, da für mich ein Traum in Erfüllung gehen könnte und wir so kurz davor waren. Zudem arbeitete ich zu der Zeit schon am Lektorat, was auch eine ganz neue Erfahrung für mich war. Aber aus demselben Grund hatte ich auch Angst. Was, wenn nicht genug Geld zusammenkommt? Oder wenn sich niemand für meine Geschichte interessiert?
Aber wir wurden von so vielen großartigen Leuten unterstützt, die unsere Erwartungen an das Crowdfunding mehr als nur übertroffen haben. Ich kann mich gar nicht genug dafür bedanken. Ich erinnere mich noch daran, dass ich zu dem Zeitpunkt, als wir unser Ziel erreichten, noch unterwegs war und musste unter Freudentränen nach Hause eilen, um mich bei allen Unterstützern in schriftlicher Form zu bedanken. Mir war da noch nicht bewusst, dass mein Kindheitstraum in Erfüllung gehen würde.
Wie geht es für dich im Projekt Divoisia weiter? Schreibst du zum Beispiel schon am nächsten Roman?
Nachdem wir nun den letzten Stress der Veröffentlichung hinter uns lassen können, werden wir uns im Sommer wie jedes Jahr treffen und zusammensetzen. Dort planen wir, wie es in den nächsten Monaten weitergeht. Es stehen ein paar Lesungen und Buchmessen an, auf denen wir vertreten sind.
Der zweite Teil von Aralona ist geplant und will geschrieben werden und das will ich auch unbedingt als nächstes angehen. Es juckt mich seit Beendigung des ersten Teils in den Fingern, weiterzuschreiben.
Und natürlich habe ich neben Aralona auch schon viele andere Ideen und Geschichten, die zum Teil schon geplottet sind und sich während der Arbeit an meinem Roman so angestaut haben.
Neugierig? Hier könnt ihr Divoisia folgen: