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Rezension »Es wird keine Helden geben« von Anna Seidl

von buecherleser

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»Es wird keine Helden geben«
von Anna Seidl

Oetinger Taschenbuch Verlag, Januar 2016
ISBN: 978-3-8415-0402-9
256 Seiten
Preis: 7,99€ eBook | 8,99€ Taschenbuch

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Inhalt

In Filmen gibt es immer Helden. Einer riskiert für andere sein Leben. Die Wahrheit ist oft anders – reine Angst. Miriam kennt die Wahrheit.

Miriam hätte diesen Morgen eigentlich verschlafen, wenn ihr Freund Tobi sie nicht so süß geweckt hätte. Dann hätte sie nicht auf einer Toilettenschüssel gestanden, als ein Mitschüler vor der Toilettentür getötet wurde. Dann wäre sie nicht voller Panik durch die Schulflore gerannt.
Dann hätte sie ihrem Freund nicht dabei zugesehen, wie er verblutet.

Matias, ein Schüler aus der Parallelklasse läuft an diesem Tag Amok. Lehrer, Mittelstufenschüler, Grundschüler – erst richtet er über sie und dann richtet er sich selbst.
Miriam überlebt den Tag, aber ist ein Leben voller Angst und Albträume es wert gelebt zu werden? Hat das Leben ohne Tobi noch einen Sinn? Wer ist schuld an Matias Tat? Nur er selbst oder ist es die Schuld von Miriam und ihren Mitschülern?

Fazit

»Es wird keine Helden geben« von Anne Seidl ist ein eindringlicher Roman, der tief unter die Haut geht, im Innersten wühlt und einen Gefühlscocktail aus Schock, Entsetzen und Optimismus zurücklässt.

Eindringlich, einfühlsam, grausam

Anna Seidl hat hier ein eindrucksvolles Debüt geschaffen, das mich noch lange nach dem letzten Satz beschäftigt hat. »Es wird keine Helden geben« ist eines der Bücher, die nachhallen. Mich hat das Schicksal von Miriam beschäftigt. Manchmal war es ein lautes Geräusch am Bahnhof, manchmal ein hübsches junges Mädchen, das in der S-Bahn über Mitschüler*innen lästert. Immer wieder musste ich an Miriam denken und war beeindruckt, wie großartig tiefgreifend Anna Seidel ihr Debüt gelungen ist.

»Es wird keine Helden geben« setzt mit der Geschichte da an, wo andere Bücher aufhören. Kern ist nicht der Amoklauf an sich, sondern das Überleben. Das Leben mit den Folgen. Das Leben mit der Frage “Bin ich schuld?”

Intensiv

Miriam ist 15, hübsch, beliebt. Seit sie in den Sommerferien mit Tobi zusammengekommen ist. Oberflälich betrachtet ist ihr Leben perfekt. Wären da nicht ihr Vater, der mit seinem Job verheiratet ist und ihre Mutter, die schon vor Jahren die Familie verlassen hat. Und die Momente in denen Miriam über die Stränge schlägt und Mitschüler*innen unnötig gemein gegenübertritt.
Momente, die sie nach dem Amoklauf von Matias Revue passieren lässt.
Momente, an denen sie rückblickend wächst und mehr von sich selbst entdeckt.

Miriam ist ein gelungener Charakter. Sehr verletzlich, sehr emotional, sehr durchschnittlich und sehr authentisch. Manchmal aber nervig bockig, irrational und selbstbemitleidend. Die ganze Bandbreite, die ein Trauma auslösen kann.
Die anderen Charaktere sind recht blass gehalten, der Fokus in »Es wird keine Helden geben« liegt ganz auch Miriam und ihrem Weg.
Trotz all des Lobes, gibt es auch Kritik: Der künstlich aufgelöste Mutter-Tochter-Konflikt tut der Geschichte nichts Gutes, sondern ist eher störend.

Ungeachtet der Dramatik und dem Ernst des Themas, hat ich »Es wird keine Helden geben« auch optimistisch zurück gelassen. Denn so traurig das Kernthema des Buches ist, am Ende geht es um das (Weiter-)Leben.

Eine Empfehlung

»Es wird keine Helden geben« ist ein mitnehmender Jungendroman, der unter die Hautgeht. Durch ihren einfachen, einprägsamen Schreibstil schafft Anna Seidl eine Intensität, die berührt, fesselt, beeindruckt und zum Nachdenken anregt.

Bewertung

4 Bücher
4 von 5

Autorin

Anna Seidl wurde 1995 in Freising geboren, wohnte u.a. in Budapest und zog mit ihrer Familie nach Bayern. Die Rohfassung ihres Debütromans »Es wird keine Helden geben« schrieb die Autorin mit 16.
Interview mit Anna Seidl bei Geile-Zeile (Dezember 2018)


Weitere Meinungen zu »Es wird keine Helden geben« von Anna Seidl

Mona liest (4/5)
Geile-Zeile (5/5)
Susen liest(5/5)

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Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an den Oetinger Verlag.
Cover: Oetinger Verlag

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3 Kommentare

karin 1. Mai 2019 - 16:01

Hallo Jasmin,

kleiner Nachtrag noch…..ich knall euch ab!!
Kann ich auch empfehlen…jeder der Beteiligten darf aus seiner Sicht berichten..es geht hin und her……wir in unserer Familie haben das Buch allerdings noch mit dem alten Cover…auffälligem Rot und jemand der weg läuft…..war mal Schullekteure ..am Gymi…

LG..Karin..

Antworten
buecherleser 2. Mai 2019 - 7:01

Hi Karin,

vielen Dank für die Empfehlung. “Ich knall dich ab” steht definiitv noch auf meiner Leseliste.

LG Jasmin

Antworten
karin 1. Mai 2019 - 9:21

Hallo und guten Tag Jasmin,

2016 gab es genau um diesen Roman einen ziemlichen Hyp, dass ist jetzt im Nachhinein meine erste Erinnerung an das Buch.
Aber auch ich habe es irgendwann gelesen ….und war geschockt und auch beeindruckt, wie Anna Seidl in ihrem doch jungen Leben sich so mit diesem Thema auseinander gesetzt hat/hatte. Und in Worte gefasst hat……ziemlich gut .

Die Sache mit ihrer Mutter ging mir auch persönlich zu locker und zu einfach aus der Welt geschafft daher….hm, war halt so ….

LG..Karin…

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